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Teesitten aus aller Welt

Obwohl in der Zwischenzeit Tee in der ganzen Welt beliebt ist, gibt es allein in Japan und Ostfriesland eine Zeremonie für das Tee trinken. Aber es gibt die verschiedensten Traditionen, wie im Alltag der Tee zubereitet bzw. getrunken wird.

Teetrinken in Ostfriesland ist für die westliche Welt DAS Teetrinken!

In China und Japan, wo das Teetrinken die älteste Tradition hat, ist Grüntee üblich, dem nichts beigegeben wird. Er wird traditionell auf besondere Art zubereitet. (China-Tee) Für die Teezeremonie werden auch heute noch extra Räume, Teeräume, eingerichtet.

In den Salons des Biedermeier gehörte der »ästhetische Tee« zum guten Ton. Die Herren trugen ihre dekorativen grünen Fräcke und die lila Röhrenhosen wie buntes Gefieder. Und die Damen; geschmückt mit modischen Wespentaillen, Keulenärmeln und eleganten langen Spitzenhöschen, blickten erwartungsvoll in ihre Tassen, wenn eingeschenkt wurde. Ein Schaumkränzchen auf dem Tee bedeutete einen Kuß oder Liebesbrief.

Kippte man seinen zu heißen Tee auf die Untertasse, um ihn daraus mit Behagen zu schlürfen, so verstieß man damals an der Elbe keineswegs gegen den guten Ton. Es war auch durchaus schicklich, sein Gebäck in den Tee zu "stippen".

Einsiedler, Kaiser, Maler und Philosophen erwiesen im alten China dem Tee ihre Ehrerbietung; am alljährlichen kaiserlichen Wettbewerb um das beste Teegedicht beteiligten sich die berühmtesten Dichter des Reiches.

Auch im Westen kannte man ursprünglich nur grünen Tee, aber schon 1660 finden sich in England Empfehlungen, ihn »mit Milch und Wasser zuzubereiten und zu trinken«. Erst später wurde es üblich, den Tee mit Zucker zu süßen.

Diesen Abend war ich bei Goethe zu einem großen Tee. Die Gesellschaft gefiel mir, es war alles so frei und ungezwungen, man stand, man saß, man scherzte, man lachte. Goethe ging bald zu diesem und zu jenem und schien immer lieber zu hören und seine Gäste reden zu lassen, als selber viel zu sagen. Frau von Goethe kam oft und schmiegte sich an ihn und küßte ihn.
(Eckermann, 14. Oktober 1825)

Auf Sylt wurden oftmals gestrandete Schiffe die mit Tee beladen waren angeschwemmt. Es dauerte etliche Jahre, bis die Bevölkerung davon abkam, den (grünen) Tee als gesundes Gemüse ähnlich wie Spinat zu kochen...

Der Tee fand auch Eingang in den Berliner Volksjargon:

  • Wer was mit Tee zu tun hatte, war ein »Teefritze«.
  • Wer sich kräftig einen andudelte, war »mächtig im Tee«.
  • Phantasiert ein Heißsporn drauflos, so rät man ihm zur Besänftigung: »Männeken, laß dir 'n Tee kochen!«
  • Wer von seiner Frau locker vom Hocker abgekanzelt wird, »kriegt seinen Tee«,
  • und ein unbeholfener, fader, schläfriger Mensch ist ein »Teekessel«.

Ein sächsischer Chronist weiß 1860 zu berichten: »Die auffallende Blässe des Hamburger Frauenzimmers rührt vom eifrigen Teegenuß her, den es stark und heiß liebt.«

Teegeschirr

Sie saßen und tranken am Teetisch und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch, die Damen von zartem Gefühl.
(Heinrich Heine)

Heinrich Heine schrieb sein bekanntes Teegedicht in der Stehelyschen Konditorei am Berliner Gendarmenmarkt, dem Treffpunkt der Literaten, wo auch der Romancier und frühere Apotheker Theodor Fontane kennerhaft seinen Tee trank.

Die amerikanischen Kolonisten erklärten ihre »Unabhängigkeit« von England, indem sie auf die Milch verzichteten und ihrerseits den Eistee erfanden.

In Australien ist der »Billy«, der Kochtopf, der im Hinterland zum Wasserkochen diente, als Teekessel ins Volksgut eingegangen, obwohl er mindestens genausooft zum Gemüse- und Eintopfkochen benutzt wurde.

Marokko ist das einzige nichtfernöstliche Land, in dem ausgiebig Grüntee getrunken wird, mit viel Zucker und frischen Pfefferminzblättern.

Die Russen benutzen einen Samowar, einen Wasserkocher, auf dem oben eine kleine Teekanne mit sehr starker Tee- Essenz steht. Ein wenig von dieser Essenz wird in kleine Teegläser gefüllt und mit Wasser aus dem Samowar aufgegossen. Auch in der Türkei verwendet man Tee-Essenz zur Zubereitung.

Ein Samowar

In Tibet, wo der Teekonsum sehr hoch ist, werden Schnitzel von einem Teeziegel abgeraspelt und in kaltes Wasser gelegt und stundenlang gekocht. Vor dem Servieren wird Salz und ein Stück ranzige Yak-Butter dazugegeben. Man trinkt diesen Tee aus kleinen Holzschalen.

In Indien wird der Tee gerne mit Ingwer mehrere Minuten lang gekocht, bevor er dann mit reichlich Milch und viel Zucker getrunken wird. (Schmeckt mir sehr gut!)


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Letzte Aktualisierung am 16. Januar 2010
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