Jesus lehrt uns beten


Predigt:

Vaterunser

Ich möchte auf zwei Bibelstellen aufbauen, in denen das Vaterunser gelehrt wird: Matthäus 6 und Lukas 11.

Vaterunser nach Matthäus im Original:

 

Matth.: 6,5 Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6,6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 6,7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, daß sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. 6,8 Seid ihnen nun nicht gleich; denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
6,9 Betet ihr nun so:
Unser Vater, der [du bist] in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; 6,10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden. 6,11 Unser tägliches Brot gib uns heute; 6,12 und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben; 6,13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen. -
6,14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; 6,15 wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben.

Nach einer elberfelder Übersetzung

Vaterunser nach Lukas im Original:

 

Lk.: 11,1 Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! 11,2 Er sprach aber zu ihnen:
Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; 11,3 unser nötiges Brot gib uns täglich; 11,4 und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und führe uns nicht in Versuchung.

Nach einer elberfelder Übersetzung

Wie kahm es dazu, daß Jesus uns das Vaterunser gibt? Das sehen wir im Evangelium nach Lukas, wo die Jünger in Kap. 11, Vers 1 Jesus ansprechen und ihn Bitten: Herr, lehre uns Beten.

Sie bitten nicht, „Herr, lehre uns wie wir beten sollen“ oder „Herr, lehre uns bitten“ oder „Herr, lehre uns wie wir bitten sollen“. Es geht ihnen um das rechte Beten an sich.

 

In Matthäus warnt uns Jesus davor, zu plappern wie die Nationen. Gott weiß was wir brauchen, bevor wir ihn bitten. Doch er möchte gebeten werden. Dazu reicht eine einfache Bitte. Es ist nicht so, daß wir Gott durch viele Worte dazu bringen könnten, unser Gebet zu erhören. (In anderen Religionen hat das sogar zur Erfindung der Gebetsmühlen geführt.) Und wie oft beten wir einfach nur geistlose Worte ohne Sinn oder zumindest ohne echte Bedeutung für uns? Wie oft sprechen wir Gebete nur mit um irgendeiner Tradition oder einer religiösen Clicke bzw. Gemeinde genüge zu tun? Wann haben wir das Tischgebet zuletzt wirklich bewußt mitgebetet? Oder die Gebete in der Gemeinde? In diesem Sinne ist das Vaterunser wohl das am meisten mitgeplapperte Gebet der Christenheit...

 

Bewußt mitzubeten ist schwer, die eigenen Gedanken wandern ab, und sich zu konzentrieren ist fast nicht möglich. Doch warum kann man am Telefon mit der Freundin so gut mitfühlen? Warum kommen einem beim Gespräch über das gestrige Fußballspiel nicht so viel andere Gedanken dazwischen? Nun, der Wiedersacher Christi, Satan hat ein elementares Interesse daran, daß wir eben nicht bewußt und intelligent beten! Sobald wir konkret werden, echt werden, zündet er ein wahres Feuerwerk an Störmanövern, um uns davon abzubringen. Dagegen anzugehen ist ein großer Teil des geistlichen Kampfes, den zu kämpfen wir aufgefordert sind.

 

Übrigens ist es das selbe mit der Vorbereitung für eine Andacht, eine Bibelarbeit oder auch einer Predigt. Auch mich hat er immer wieder abgelenkt. Es hat des Gebetes bedurft, damit ich endlich diese Predigt vorbereiten konnte. (Von einer Fliege an der Wand bis zu meiner Tochter Anke gingen die Störfaktoren)

 

Beten ist also das, was Jesus seine Jünger als Antwort auf diese Bitte der Jünger lehrt, eben das Vaterunser. Doch wie geht das? Welche Voraussetzungen für dieses Gebet gibt es?

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Zunächst möchte ich fünf dieser Voraussetzungen beleuchten, und danach auf einige Punkte aus dem Vaterunser eingehen.

 

Wie sollen wir also beten?

Jesus fängt das „Beispielgebet“ so an, daß er Gott als unser Vater anspricht. Wer kann das so sagen? Doch wohl nur jemand, für den Gott tatsächlich ein Vater ist! Und zu seinem Vater hat jeder eine Beziehung. Wie bekommen wir eine Beziehung, eine Verbindung zu Gott? Nur durch Jesus! Nur dadurch, daß wir ihn als unseren persönlichen Retter akzeptieren. Dadurch, daß wir das Geschenk der Gnade annehmen, auf das es kein gleichwertiges Gegengeschenk gibt. Nur dadurch werden wir miterben Christi und können somit Gott als Vater ansprechen.

Im Vaterunser geht es zunächst um Gott. Nicht um Uns. Wir sollen Gott groß sein lassen, seinen Namen heiligen. Ihn sollen wir Anbeten und Loben und Preisen. (Einfach über seine Schöpfung zu stauenen ist schon Anbetung.) Zumindest zwei Gründe sind mir da ersichtlich: wir sind dadurch Zeugen für unsere Mitwelt, und wir selbst bekommen eine andere Sichtweise. Wir blicken dann auf einmal nicht mehr auf Uns und das was uns gerade betrifft, sondern wir schauen auf Gott. Und dann Beten wir „im Angesicht Gottes“.

Das ist ein altes Wort. Demut meint, nicht sich selbst wichtig nehmen, sondern den anderen. Durch die Beziehung zu Gott, den Heiligen Geist, und durch das gerade erklärte „Im Angesicht Gottes“ sein können wir das. Aber es kommt noch die Grundhaltung von „Dein Wille geschehe“ dazu. Was auch immer wir im Gebet bitten könnte für uns schlecht sein. Wir haben nicht den Überblick über Raum und Zeit wie Gott ihn hat. Und schließlich heißt es im Vaterunser „Dein Wille geschehe“, was unsere Grundhaltung beim Gebet sein soll.

Vertrauen wir Gott? Trauen wir ihm zu, auch die verfahrenste Situation noch zum Guten zu wenden? Trauen wir ihm Wunder zu? Aber Achtung: Wenn wir um ein Wunder bitten kann es sein, daß das für uns nicht gut wäre. Daher ist auch beim Vertrauen die Grundhaltung „Dein Wille geschehe“ wichtig.

Trauen wir Gott wirklich zu, das zu tun worum wir ihn bitten? Vertrauen wir darauf, daß er uns diese Freude machen möchte? Glauben wir, daß er für uns nur das Beste möchte? Oder haben wir die Grundhaltung „Ich bin Gott ja nicht so wichtig, was sollte er mir schon gutes wollen?“. Nein, dann sind wir falsch gewickelt. Jesus sagt einmal: Schaut die Sperlinge und die Blumen auf dem Feld an, Gott der Vater versorgt sie. Wieviel mehr wird er sich um Euch kümmern?

Das ist vielleicht die schwerste Voraussetzung. Es bedeutet, die schon angesprochenen Störmanöver des Satans zu beseitigen. (Zum Beispiel Radio ausschalten, auch wenn grad gute Musik kommt. Garantiert würde dann während dem Gebet Werbung kommen. Doch dann kommt uns die Idee, eiene CD einzulegen. Nur welche? Ratlos stehen wir vor dem CD-Regal, bis uns einfällt, daß wir doch vor Jahren mal eine tolle, ruhige Musik hatten. Nur wo ist die jetzt? Könnte es sein, daß die im Schrank hinten liegt? Wenn wir den Schrank aufmachen, fällt uns ein, daß wir dringend noch die achtlos hineingelegteWeihnachtsdekoration ordentlich aufräumen müssen..... Habt ihr's gemerkt? Störfeuer ohne Ende, und immer wieder andere, neue, nur damit wir nicht anfangen. Notfalls Telefon aus und den Anrufbeantworter einschalten, und sich klar machen, daß alles andere Warten kann.)


So. Das wären also einige Voraussetzungen zum Gebet. Bestimmt sind es nicht alle. Aber wir konnten schon auf einige wichtige Punkte aus dem Vaterunser eingehen. „Vater unser“, dazu müssen wir zu Gott Vater sagen können. Mit dem Mund lässt sich das schnell sagen, doch Gott schaut das Herz an. Und da müssen wir vor uns und vor Gott ehrlich sein, ob wir wirklich Vater meinen, wenn wir es sagen. Wir haben das „geheiligt werde dein Name“ angesprochen, das „im Angesicht Gottes“ sein. Wir haben bei der Demut das „Dein Wille geschehe“ gesehen, das auch im Vertrauen wichtig ist.

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Jetzt möchte ich noch auf einige weitere Punkte aus dem Vaterunser eingehen.


Einzelne Punkte:

Wo ist unser Vater? Er ist im Himmel. Und auf Erden. Und beides zusammen, Himmel und Erde sind zu klein, um Gott zu fassen.

Wenn wir Beten: Dein Reich komme – Was beten wir dann indirekt? Unser Reich gehe. Wenn sein Reich kommt, dann muß unser Reich gehen. Dein Reich komme, unser Deutschland vergehe. Dein Reich komme, unser Europa vergehe. Meinen wir das Ehrlich?

Genauso mit Dein Wille geschehe. Unser Wille ist Gottes Willen untergeordnet. Schön, wenn wir zufällig das gleiche wollen, aber in allen anderen Fällen zählt eben sein Wille, nicht unserer. Was für ein Glück, daß Gott uns so sehr liebt! Dadurch will Gott gutes für uns. Gottseidank!

Gott versorgt uns. Nur gibt er nur sehr selten schon heute, was wir morgen erst bräuchten. Was würde denn geschehen, wenn wir schon im Voraus alles hätten, was wir brauchen? Lassen wir mal ausser acht, das etwas schlecht werden könnte oder gestohlen werden könnte. Wir wären schnell der Meinung, daß wir es selbst schaffen können, daß wir Gott nicht mehr brauchen. Wir würden das Vertrauen verlieren. Wenn wir noch für Tage und Wochenhinaus versorgt wären, würden wir schon zittern und bangen, ob wir wieder was bekommen, und das Vertrauen in Gott wäre dahin.

Das Gebet nennt sich nicht Vatermein sondern Vaterunser. Im Vaterunser kommt nirgends wir, ich, mir vor, sondern Unser tägliches Brot, uns unsere Schuld, wir vergeben unserern .... Es geht nicht um mich, sondern um uns. Wer ist uns? Dadurch daß wir vor uns und vor Gott ehrlich diesen Jesus als Christus akzeptieren, werden wir zu einem Teil von seineer Gemeinde. Das wird auch oft als „Leib Christi“ bezeichnet. Und um den Leib geht es. Das sind „wir“. Kirchen und Konfessionen haben damit nichts zu tun! Es gibt viele, die sind in Kirchen, Freikirchen oder freien Gemeinden aktiv, aber sind kein Teil am „Leib Christi“. Und solche die sich ernsthaft für Chrsitus entschieden haben gibt es in allen Kirchen.

Wenn wir aber das „Uns“ als unsere Familie, unsere Stadt oder unsere Gemeinde denken, ist das bestimmt auch nicht ganz falsch. Wichtig ist mir, daß es nicht um mich, um den einzelnen geht. Das ist auch ganz gegen den Trend zum Singletum und zur Vereinsamung, den wir in unserer Gesellschaft beobachten können.

Jakobus 1,13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand. 1,14 Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird. 1,15 Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

Gott verführt nicht! Manche Theologen meinen, man könnte auch „...führe uns in der Versuchung“ übersetzen. Gott Prüft uns. Daran können wir wachsen.

Matthäus 18.15: Vergeben gegenüber Brüdern

18,15 Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. 18,16 Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde. 18,17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner.

Komplexes Thema, das nicht schnell abgehandelt werden kann...

Unsere Sünden sind durch Jesus abgegolten. Aber die Sünden, die wir hier in dieser sündigen Welt noch tun, die belasten uns. Und wenn wir vergeben, dann werden uns die Sünden so vergeben, daß sie uns nicht mehr belasten. Warum Fußwaschung durch Jesus an seine Jünger? Warum Abendmahl? Sünde als Tat und als Trennung von Gott.


Bitten sollen wir mindestens zu zweit, auch im Gebet, auch kurz, im Vertrauen, im Glauben und im Angesicht Gottes.

Lukas 11,5 Und er sprach zu ihnen: Wer von euch wird einen Freund haben und wird um Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir drei Brote, 11,6 da mein Freund von der Reise bei mir angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen soll; 11,7 und jener würde von innen antworten und sagen: Mach mir keine Mühe, die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben? 11,8 Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er wenigstens um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht. 11,9 Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden. 11,10 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden. 11,11 Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um einen Fisch bitten wird - er wird ihm statt des Fisches doch nicht eine Schlange geben? 11,12 Oder auch, wenn er um ein Ei bäte - er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? 11,13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel [gibt], den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!


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